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Glossar Sexualität / Thema

Geschlechtsverkehr

Ob ein Geschlechtsverkehr manuell, oral, genital oder anal ausgeführt wird, die körperlichen Vorgänge sind gleich. Der Geschlechtsverkehr eines heterosexuellen Paares wird daher nur als häufigste Form partnerschaftlichen Verkehrs beschrieben, nicht als Norm. Auch gibt es keine "natürlichen" Bewegungen beim Geschlechtsverkehr, nur erlernte Reaktionen. Der Koi- tusstellung kommt daher keine normative, nur eine beispielhafte Bedeutung zu.

Mann:

Berührungen, Anblicke, Phantasien, Erinnerungen, Gerüche oder Töne können einen Mann sexuell erregen, wenn mit ihnen angenehme Erfahrungen assoziiert werden und die hormonel- len sowie soziokulturellen Bedingungen seinen Erfahrungen entsprechen. Nur die direkte Be- rührung erogener Zonen kann - sogar bei Querschnittsgelähmten - auch unabhängig von die- sen Bedingungen eine sexuelle Erregung hervorrufen. Der Ablauf sexueller Reaktionen unter- scheidet sich kaum von dem Ablauf bei einer Frau.

Im Anfangsstadium kann die sexuelle Erregung durch äußere Einflüsse gestört werden, aber da beim Mann die Stimulierung nicht kontinuierlich erfolgen muss, ist ein Erregungszustand jederzeit wieder hervorrufbar. Allmählich schwinden Selbstkontrolle und Hemmungen. Durch das Anfüllen seiner drei Schwellkörper mit Blut erigiert der Penis, die Muskulatur des Hoden- sacks zieht sich zusammen, die Hoden werden durch Muskeln der Samenstränge aufwärts zur Bauchhöhle gezogen. Mit der Erregung steigt die Muskelspannung, Pulsfrequenz und Blut- druck erhöhen sich (ohne jemals gesundheitskritische Werte zu erreichen), eventuell rötet sich die Haut. Ablenkungen verlieren an Wirksamkeit, die Atmung wird schneller. Der Penis ver- ändert sich kaum. Die intensivste Stimulierung erlebt der Mann an der Eichel durch direkte Berührung oder indirekt durch das Vor- und Zurückziehen der Vorhaut. Die Hoden werden dicker und noch mehr an den Unterleib herangezogen. Ein paar Tropfen klarer (gelegentlich bereits samenhaltiger) Flüssigkeit treten aus der Harnröhre aus. Die Spermien in ihrer Samen- flüssigkeit sammeln sich in Samenbläschen und Ampullen. Mit Beginn des Orgasmus wird die Samenflüssigkeit in den Harnleiter und den nahe der Peniswurzel befindlichen Bulbus urethrae gedrückt, der sich um das Doppelte vergrößert. Rhythmische, unwillkürliche Kon- traktionen der Genitalgänge und dazugehörigen Organe (Samenleiter, Samenblase, Prostata), der Urethra sowie der Muskeln an der Peniswurzel und im Penis selbst leiten den Orgasmus ein. Die ersten drei oder vier Kontraktionen erfolgen in Abständen von 4/5 Sekunden, danach schwächer werdend in längeren Abständen. Die Kontraktionen schleudern den Samen durch die Harnröhre heraus, dies ist das deutlichste, wenn auch nicht notwendige Zeichen für einen Orgasmus. (Bis zum Erreichen der Geschlechtsreife z.B. Orgasmen Jungen ohne Ejakulation.) Die Schließmuskeln der Harnröhre und des Anus kontrahieren im gleichen Rhythmus wie die Geschlechtsorgane. Es kommt zu einer starken Muskelanspannung, noch einmal steigen Blut- druck und Pulsfrequenz, bis ein plötzliches krampfartiges Nachlassen der Anspannung (das eigentliche Zeichen eines Orgasmus) die Erregungssteigerung beendet.

Die Rückkehr zum nicht erregten Zustand vollzieht sich proportional zur Dauer der Erre- gungsphase. Unmittelbar nach der Ejakulation lässt die Erektion des Penis ein wenig nach, aber er bleibt relativ steif und um die Hälfte größer als im Ruhezustand. Die Resterektion klingt nur langsam, durch Störungen allerdings beschleunigt ab. Unmittelbar nach dem Or- gasmus tritt eine Phase sexueller Reizunempfindlichkeit ein, die bei Jungen nur sehr kurz dauert.

Frau:

Berührungen, Anblicke, Phantasien, Erinnerungen, Gerüche oder Töne können eine Frau se- xuell erregen, wenn mit ihnen angenehme Erfahrungen assoziiert werden und die hormonellen sowie soziokulturellen Bedingungen ihren Erfahrungen entsprechen. Nur die direkte Berüh- rung erogener Zonen kann - z.B. bei einer Querschnittsgelähmten - auch unabhängig von die- sen Bedingungen eine sexuelle Erregung hervorrufen. Der Ablauf sexueller Reaktionen unter- scheidet sich kaum von dem Ablauf bei einem Mann.

Im Anfangsstadium kann die sexuelle Erregung leichter gestört werden als beim Mann, auch muss die Stimulierung kontinuierlich erfolgen. Viele Frauen beklagen eine zu kurze Stimulie- rung. Frauen erreichen den Höhepunkt langsamer, weil wegen des ausgedehnten Venennetzes eine weitaus größere Menge Blut in die Zellzwischengewebe gepumpt werden muss. Etwa 10 - 20 Sekunden nach dem Beginn einer sexuellen Erregung wird die Vagina durch eine klare, von der Scheidenwand abgesonderte Flüssigkeit feucht. Diese Flüssigkeit, deren Menge nicht von der Stärke, nur der Dauer der Stimulierung abhängt, verteilt sich als Feuch- tigkeitsfilm über die Scheidenoberfläche. Die inneren zwei Drittel der Vagina beginnen sich leicht aufzublähen, die Farbe der Scheide wechselt von hell- zu dunkelrot. Bei einer Frau, die noch nicht geboren hat, flachen sich die großen Schamlippen ab und legen so die Scheiden- öffnung frei. Bei einer Frau, die bereits geboren hat, schwellen die ohnehin größeren Scham- lippen noch mehr an und legen so die Scheidenöffnung frei. Unabhängig von Geburtserfah- rungen schwellen die kleinen Schamlippen auf das zwei- bis dreifache ihrer Größe an, röten sich, verlängern das Vaginalrohr und bilden eine Art Trichter, der den Penis in die Scheiden- öffnung leiten kann. Bei ca. der Hälfte aller Frauen wächst die Klitoris proportional zur Zu- nahme der kleinen Schamlippen durch das Füllen der Schwellkörper mit Blut an, wenn die Monsgegend unmittelbar gereizt wird. Bei allen Frauen vergrößert sich der Schaftdurchmes- ser. (Ohne Orgasmus hält dieser Blutstau in der Klitoris mehrere Stunden an.) Der Uterus schwillt an, zieht sich in den Unterleib zurück und verlängert dadurch die Vagina. Die Brust- warzen erregieren, die Brustwarzenhöfe und die Brüste werden bis um ein Viertel größer. Mit der Erregung steigt die Muskelspannung, Pulsfrequenz und Blutdruck erhöhen sich (ohne jemals gesundheitskritische Werte zu erreichen), eventuell rötet sich die Haut. Ablenkungen verlieren an Wirksamkeit, die Atmung wird schneller. Durch Auffüllen mit Blut verengt sich

die Wand des äußeren Vaginadrittels zur "orgastischen Manschette", die kleinen Schamlippen intensivieren ihre rote Färbung. Die Klitoris zieht sich unter ihre Vorhaut zurück. Während des Koitus wird die Klitoris nicht durch einen direkten Kontakt mit dem Penis stimuliert, son- dern durch die Reibung an ihrer eigenen Vorhaut, die - stellungsunabhängig - von Penisstößen nach unten gezogen wird und beim Zurückziehen des Penis jeweils in ihre Normallage zu- rückkehrt. (Der von Freud und seinen Schülern geforderte Vaginalorgasmus ist also nur in indirekter Klitorisorgasmus.) Auch beim Reiben der Mondsgegend wird die Vorhaut rhyth- misch über die Glans vor und zurückgezogen. Eventuell tritt etwas Flüssigkeit aus der Bartho- lin-Drüse aus. Der Uterus wird noch mehr in den Unterleib hineingezogen und größer. Rhythmische Kontraktionen im vorderen Drittel der Vagina und ein Zusammenziehen des Uterus leiten den Orgasmus ein, eventuell begleitet von den Austritt eines Sekrets aus den urethralen Drüsen. Die ersten drei oder vier Kontraktionen erfolgen in Abständen von 4/5 Sekunden, danach schwächer werdend in längeren Abständen. Stoßbewegungen des Penis erzeugen eine weitere klitoridale Stimulierung während des Orgasmus, umgekehrt hört der Orgasmus sofort auf, wenn die Stimulierung aufhört. Die Kontraktionen des Uterus und des Afterschließmuskels werden bei der Masturbation oft stärker empfunden als beim Koitus. In jeden Fall kommt es zu einer starken Muskelanspannung, noch einmal steigen Blutdruck und Pulsfrequenz, bis ein plötzliches krampfartiges Nachlassen der Anspannung die Erregungs- steigerung beendet. Anders als im Kino verhält sich eine Frau, die nichts vorspielt, beim Or- gasmus steif und verkrampft und ruhig. Der Orgasmus einer Frau ist variantenreicher als beim Mann (kurz/sanft - lang/heftig) und schneller wiederholbar. Je mehr Orgasmen sie erlebt, des- to stärker werden sie.

Nach dem Orgasmus lässt der Blutstau im äußeren Drittel der Scheide rasch nach, die großen und kleinen Schamlippen kehren zur ursprünglichen Form zurück (ohne Orgasmus bzw. bei Müttern kann diese Rückbildung allerdings mehrere Stunden dauern), die Klitoris tritt inner- halb von 5 - 10 Sekunden wieder unter ihrer Vorhaut hervor (bleibt aber noch für Minuten extrem empfindlich), der Uterus sinkt kleiner werdend in das kleine Becken zurück, nach 5 - 8 Minuten werden die hinteren zwei Drittel der Vagina wieder enger, wodurch der Muttermund in den Samenteich taucht, Brust und Brustwarzen kehren langsam in den Ruhezustand zurück. Die Reizunempfindlichkeit nach dem Orgasmus ist weniger ausgeprägt als beim Mann. Die psychische Wirkung des Orgasmus beruht auf einer als angenehm empfundenen Lösung extremer Anspannung durch ein kurzes dem Über-Ich Entkommen.

Permanenter Link Geschlechtsverkehr - Erstellungsdatum 2020-03-19


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