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ICD-10

Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme – kurz ICD-10 – ist ein Klassifikationssystem, das weltweit anerkannt ist und von Ärzten und Gesundheitseinrichtungen zur Diagnosestellung verwendet wird.

Die Ursprünge dieses Systems gehen auf Jacques Bertillon zurück, der 1893 das so genannte Internationale Todesursachenverzeichnis (Bertillon-Klassifikation) einführte. Die älteren Systeme dienten ausschließlich dazu, mögliche Todesursachen zu erfassen, wobei es in der ersten Version nur 44 Krankheitsbezeichnungen gab. In weiterer Folge entwickelte sich daraus schließlich das ICD-System, das von der Weltgesundheitsorganisation ständig weiterentwickelt wird. In Deutschland sind alle Vertragsärzte sowie alle ärztlich geleiteten Institutionen dazu verpflichtet, ihre ambulanten und stationären Diagnosen gemäß ICD-10 (German Modification) zu verschlüsseln. In einigen Ländern wie Österreich, Australien oder den USA sind auch länderspezifische ICD-Erweiterungen in Gebrauch, darüber hinaus gibt es auch Spezialausgaben für die Fachbereiche Rheumatologie, Orthopädie, Onkologie, Neurologie, Kinderheilkunde, Dermatologie sowie Augenheilkunde.

Die ICD-10 besteht aus insgesamt drei Bänden: dem Systematischen Verzeichnis, dem Regelwerk sowie dem Alphabetischen Verzeichnis. Jeder Klasse des Systems ist ein alphanumerischer Schlüssel zugeordnet, der bis zu fünf Stellen enthält. Die erste Stelle ist immer ein Buchstabe, dann folgen Ziffern, wobei die vierte Stelle von den anderen durch einen Punkt abgetrennt ist (beispielsweise A95.0: Buschgelbfieber) und den Wert 0 bis 9 aufweisen kann. Die Subkategorien, die auf 8 oder 9 enden, bezeichnen die Restgruppen "sonstige näher bezeichnete" bzw. "nicht näher bezeichnete" Zustände innerhalb dieser Kategorie. Die Buchstaben kennzeichnen die Diagnosegruppen, wie zum Beispiel Krankheiten des Nervensystems, Krankheiten der Haut oder Krankheiten des Blutes.

Insgesamt besteht die ICD-10 aus 22 Krankheitskapiteln, 261 Krankheitsgruppen, 2037 Krankheitsklassen (dreistellig), 12161 Subkategorien (vierstellig).

Dabei wechseln die Einteilungskategorien zwischen Pathologie, Ätiologie und Topographie. Der Kernbereich besteht dabei aus so genannten organspezifischen Erkrankungen, die keinem Organ spezifisch zuordenbar sind. Grundsätzlich sollte möglichst spezifisch kodiert werden, das heißt, wenn Subkategorien vorhanden sind, sollten diese auch verwendet werden. In einigen Kapiteln stehen auch fünfstellige Subkategorien zur Verfügung.

Vor jedem Kapitel gibt es außerdem einen Kapitelvorspann, mit einer Liste aller Gruppen, die im Kapitel enthalten sind. Ein- und Ausschlussvermerke sind mit "Inkl." bzw. "Exkl." gekennzeichnet und geben Hinweis darauf, ob bestimmte Krankheiten in diese Kategorie passen oder nicht. Obligatorisch können zu jeder Diagnose auch Zusatzkennzeichen angegeben werden. Dafür stehen die Kennzeichen "V" (Verdachtsdiagnose), "G" (gesicherte Diagnose), "A" (ausgeschlossene Diagnose) sowie "Z" (Zustand nach Diagnose) zur Auswahl. Des Weiteren wird oft auch die Lateralität angegeben, zum Beispiel R (rechts), L (links) oder B (beiderseits).

Im systematischen Verzeichnis gibt es darüber hinaus eine Zusatzklassifikation, mit der man Neubildungen histologisch klassifizieren kann. Die Klassifizierungen sind sechsstellig und beginnen immer mit dem Buchstaben "M" (M-Achse), dann folgen vier Ziffern, ein Schrägstrich und eine Ziffer, mit der das pathologische Verhalten codiert werden kann. Viele Erkrankungen bildet die ICD-10 auch mit einer Doppelklassifikation ab. Primär wird dabei nach der Ätiologie eingeteilt, die sekundäre Einteilung erfolgt nach der Organmanifestation. Die Abbildung des Primärschlüssels erfolgt dann mit einem Kreuzzeichen (+), sekundär wird mit einem Sternzeichen (*) abgebildet. Daher bezeichnet man diese Notation auch als Kreuz-Stern-System, wobei die Kreuz-Notation hauptsächlich statistischen Zwecken dient und die Stern-Notation für die Leistungsverrechnung Verwendung findet.

Permanenter Link ICD-10 - Erstellungsdatum 2021-04-21


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