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Glossar Psychologie / Thema

Reziproke Hemmung

Eine reziproke Hemmung bezeichnet den Ablauf von zwei miteinander unvereinbaren Reaktionen, die zeitgleich ablaufen, wobei sich die stärkere Reaktion letztendlich durchsetzt. Das Phänomen tritt in der Psychologie als auch in der Humanmedizin auf.

Humanmedizinisch gesehen laufen beispielsweise in der Muskulatur zwei unterschiedliche Reaktionen ab. Während der Agonist angespannt wird, entspannt sich zeitgleich der Antagonist. In der Physiotherapie macht man sich das zu Nutze. Durch Anspannung eines Muskels wird sein Gegenspieler gedehnt und entspannt.

Gegenläufige Reaktionsweisen können auch im Nervensystem stattfinden. Der Sympathikus verstärkt Reaktionen wie Angst oder Wut, der Körper spannt sich an, Puls und Blutdruck steigen. Der Parasympathikus ist verantwortlich für Entspannung. Er wird immer dann aktiv, wenn man isst, sexuell aktiv ist, bei Müdigkeit oder Entspannungsübungen.

Die reziproke Hemmung kann in der Psychologie zur Bewältigung von Angst genutzt werden. Ein Kind, das Angst vor Hunden hat und auch zeigt, kann man in eine entspannende Situation bringen, indem man ihm Süßigkeiten oder ein Spielzeug anbietet. Die eintretende reziproke Hemmung wird genutzt, um das Kind erneut mit dem Hund oder einem Bild von einem Hund zu konfrontieren. Durch schrittweise ausgeführte Konfrontationen kann das Kind lernen, die Angst längerfristig abzubauen.

Permanenter Link Reziproke Hemmung - Erstellungsdatum 2021-04-21


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